Film im Odeon:FURUSATO – WUNDE HEIMAT

Zum Fukushimagedenktag läuft am 11.3. 18 im Odeon der Film: FURUSATO – WUNDE HEIMAT
http://www.furusato-film.com/wp-content/uploads/2018/01/Presseheft-FURUSATO-WUNDE-HEIMAT.pdf
17:00 Uhr
Veranstalter: ausgestrahlt

KURZ-INHALT
FURUSATO – WUNDE HEIMAT von Thorsten Trimpop ist ein Film über die Langzeitfolgen der Atom-Katastrophe von Fukushima vom 11.03.2011. Er verzichtet auf schockierende Bilder des Unglücks, sondern fokussiert sich auf einige Menschen vor Ort, deren Leben von einem Moment auf den anderen die Zukunft genommen wurde. Wir erleben mit, wie sie einen Umgang mit den Folgen der Katastrophe finden, und zumeist ohne staatliche Unterstützung eine Entscheidung zwischen Heimat und Existenzgrundlage auf der einen, und Gesundheit und Zukunft auf der anderen Seite treffen müssen. Es ist ein berührender und beunruhigender Film, der uns vor Augen führt, wie hilflos man einem Atom-Unfall gegenüber steht.
LANG-INHALT
Warum leben Menschen in einer Gegend, von der sie wissen, dass von ihr eine unsichtbare tödliche Gefahr ausgeht? Dieser Frage spürt Thorsten Trimpop in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm nach.
Die Stadt Minamisoma im Distrikt Fukushima ist eine geteilte Stadt. Ein Teil liegt in der evakuierten 20-Kilometer-Sperrzone um den havarierten Reaktor, im übrigen Teil gilt die Stadt nach der Reaktorkatastrophe von 2011 trotz viel zu hoher Strahlenwerte weiterhin als bewohnbar. Dort leben noch immer knapp 57.000 Menschen. Warum?
In Japan hat Heimat eine tiefe Bedeutung. Die Landschaft, in die man geboren wird, trägt der Mensch ein Leben lang in sich. Sie prägt ihn, sie ist ihm heilig: sie ist sein FURUSATO. So fühlen sich die verbliebenen Bewohner der Gegend um Fukushima verantwortlich – für ihre Heimat, die Aufrechterhaltung ihrer Traditionen, ihre Mitmenschen oder Tiere. Menschen wie der Aktivist Bansho, die junge Pferdezüchterin Miwa oder die ältere Frau Noda – sie alle bleiben in der Heimat, mit zum Teil bereits spürbaren Folgen für ihre Gesundheit. Wobei nicht alle von ihnen diese Entscheidung freiwillig treffen – Entschädigungszahlungen für ihre unbewohnbaren Häuser haben nur Wenige erhalten, Andere – wie die Familie von Miwa – haben keinerlei Hilfen bekommen. Sie können es sich schlicht nicht leisten zu gehen. Wie auch den Schulkindern, die im Chor „ich liebe Fukushima, ich gehe hier nicht weg“ singen, bleibt ihnen keine andere Wahl, als in der verstrahlten Heimat zu bleiben.
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„…Wie eine der bedeutendsten Industrienationen der Welt mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima umgeht, bis heute überfordert ist, weiterhin tagtäglich versagt, wie Überlebende ihre Heimat nicht verlassen wollen oder können, mit absehbaren Folgen für die eigene Gesundheit und die nachfolgender Generationen, wie diese Menschen – ob jung, ob alt – vertröstet, belogen, im Stich gelassen werden (…)“ – das alles erzählt dieser mutige Dokumentarfilm auf intensive Art und Weise, mit Bildern, die noch lange im Kopf bleiben
Aus der Jury-Begründung zur Verleihung der Goldenen Taube im Deutschen Wettbewerb von DOK Leipzig
ÜBER DEN FILM
FURUSATO – WUNDE HEIMAT ist ein Film, der lange nachwirkt. Er beginnt, wo die Berichterstattung in den Medien aufgehört hat – und zeigt, wie es den Menschen in den verstrahlten Gebieten in den ersten Jahren nach der Katastrophe geht. Wie lebt es sich an einem Ort, dem jede Zukunft genommen wurde? Gibt es Hilfe und verlässliche Informationen von Regierungsseite? Wer kann sich einen Neuanfang außerhalb der verstrahlten Heimat leisten, und wer ist dazu überhaupt bereit? Wie geht man mit der allgegenwärtigen Gefahr für die Gesundheit um? Während wir den Bewohnern von Minamisoma dabei zusehen wie sie versuchen, eine neue Normalität zu finden, wird uns bewusst, dass es genauso gut uns treffen könnte.
ÜBER DEN KINOSTART
Da der Film sicherlich viele Fragen aufwerfen wird, wollen wir dem Kinopublikum an den Film anschließende Diskussionen anbieten, und haben uns dafür fachkundige Partner gesucht. Allen voran wird die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt die Kinoauswertung aktiv begleiten und bundesweit ExpertInnen für Publikumsgespräche an die Kinos vermitteln. Zusätzlich werden wir auf den Kino-Flyern einige Rahmendaten zu der betroffenen Region zusammenstellen und umfangreiches Unterrichtsmaterial für Schulvorstellungen bereitstellen. Hierbei, wie auch bei ausgewählten Veranstaltungen bundesweit, werden wir zusätzlich von unseren weiteren Partnern unterstützt, dem Energieanbieter EWS Schönau und der Haleakala-Stiftung.
PRESSEMATERIAL
inkl. Trailer steht zum Download bereit unter: http://www.im-film.de/index.php?id=87
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HINTERGRUNDINFORMATIONEN DES FILMEMACHERS ÜBER:
1. DIE REGION
Minamisōma ist eine typische Provinzstadt im Osten Japans, malerisch gelegen zwischen zwei Bergketten und dem pazifischen Meer. Früher war die Gemeinde ein im ganzen Land bekanntes Surfer-Paradies. Der Tsunami vom 11. März 2011 hat vielen Bewohnern alles genommen. Als dann das Atomkraftwerk Fukushima Daiishi eine komplette Kernschmelze in drei der fünf Reaktoren erlebte – durch die bis heute nicht veröffentlichte Mengen von Radioaktivität freigesetzt und vom Wind landeinwärts getragen wurden –– verloren viele auch noch ihre Nachbarschaft, ihr Viertel, ihren Alltag. Seitdem ist
Kenji Tateiwa lebte bis zur Katastrophe mit seiner Frau und zwei Kindern in Naraha, 20 km südlich vom Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Drei Monate nach dem
Unglück zogen sie dann ins sichere Washington, DC, wo er im TEPCO Außenbüro arbeitete.
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Minamisōma eine geteilte Stadt. Odaka liegt direkt an der Küste und
wurde nicht nur schwer vom Tsunami getroffen, sondern auch von der radioaktiven Wolke, die
überall feinen, strahlenden Staub verteilte. Bis zur kompletten Evakuierung lebten 13.400
Menschen in Odaka; heute gleicht der Stadtteil immer noch einer Geisterstadt, in der es so still ist,
dass man den Flügelschlag der Krähen hört. Die beiden anderen Stadtteile Kashima und Haramachi
wurden von den Behörden willkürlich als sicher eingestuft, obwohl die Strahlung an vielen Stellen
hier genauso hoch ist wie in Odaka.
Unser Protagonist Bansho Miura operierte während seiner Zeit in Minamisoma von einem Büro im
Stadtteil Haramachi aus, in dem ebenfalls der Tempel der Familie Noda liegt.
Die Familie Matsumoto stammt aus Odaka, wo sie ihr altes Haus zurücklassen musste, um vor der
Radioaktivität nach Kashima in den Norden Minamisomas zu fliehen. Hier leben sie nun seit sieben
Jahren in einem Übergangsheim.

Minamisōma grenzt im Nordwesten an die Dorfgemeinde Itate, wo die Familie Hosokawa ihren
Bauernhof und die Pferdezucht betreibt. Itate war aufgrund seiner Lage zwischen zwei Bergketten
eine der von der Radioaktivität am schwersten betroffenen Gemeinden.
Am 15.3.2011 lagen die Messungen im Zentrum des Dorfes bei erschreckenden 44,7
Mikrosievert/Stunde. Zum Vergleich gilt ein Wert von 0,001 Mikrosievert/Stunde als normal.
Die Familie Hosokawa widersetzte sich jedoch als einzige Familie, Itate zu verlassen, weil dies den
sicheren Tod ihrer Pferde bedeutet hätte.
Der Bannkreis um Fukushima ist das Vermächtnis einer unbeherrschbaren Technik, dessen Radius
sich während der vierjährigen Dreharbeiten immer wieder verändert hat. Zu Beginn, im Januar
2012, waren die Gemeinden Odaka und Itate Teil einer schwer bewachten Sperrzone. Die
ehemaligen Bewohner durften ihre Häuser nur alle 4 Monate für vier Stunden besuchen. Diese
Regelung wurde dann im Sommer 2012 für Odaka gelockert, während Itate Teil der absoluten
Sperrzone blieb. In Odaka durften sich die Bewohner fortan tagsüber in ihren Häusern aufhalten,
aber nicht dort übernachten. Im April 2017 wurde die Sperrung der beiden Orte von den Behörden
dann vollkommen aufgelöst und man versuchte, die ehemaligen Bewohner zur Rückkehr zu
bewegen – aber kaum jemand ist dem Aufruf bisher gefolgt. Das Misstrauen gegenüber den
Behauptungen der Behörden, dass die Situation unbedenklich sei, ist zu groß, und so werden
Odaka und Itate wahrscheinlich für immer Geisterstädte bleiben.
Die ehemaligen Bewohner dieser Ortschaften stranden derweil perspektivlos in ihren Notunterkünften, wie 2014 auch die ZEIT berichtete: „In Minamisoma berichtet ein Beamter, dass Streitereien, Handgreiflichkeiten und der Griff zum Alkohol in vielen Containerdörfern an der Tagesordnung seien. Ende November vergangenen Jahres überstieg in der Präfektur Fukushima die Zahl der Toten durch Spätfolgen der Katastrophe die Zahl derer die direkt durch das Erdbeben und den Tsunami umgekommen waren. Während unmittelbar nach den Schreckenstagen im März 2011 genau 1.603 Tote zu beklagen waren zählte die japanische Wiederaufbaubehörde Ende vergangenen Jahres 1.605 Todesfälle die sich vor allem mit den psychischen Folgen der Katastrophe in Verbindung bringen lassen.“ Gemeint ist damit vor allem die hohe Selbstmordrate in den Notunterkünften.
http://www.zeit.de/2014/11/fukushima-reaktorunglueck-containersiedlung
2. DIE PROTAGONISTEN
MIWA (29) und TOKUEI HOSOKAWA (62)
Eine merkwürdige Stille durchdringt die Felder und Täler rund zehn Kilometer nordwestlich von Minamisoma. Keine menschliche Stimme, keine Autos, noch nicht einmal Vögel sind zu hören.
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Alles scheint still zu stehen. Auf den friedlich daliegenden Wiesen lauert strahlendes Gift in hoher Konzentration. Alle Bauernhöfe und Gebäude sind verwaist.
„Es ist alles außer Kontrolle. Etwas Gravierendes hat sich hier verändert, aber ich weiß nicht was es ist…“, beschreibt Tokuei Hosokawa. Er ist hier geboren, so wie sein Vater und Großvater und deren Väter. Die Familie hat den Grund und Boden und ihr Wissen um die Aufzucht von Pferden über mehrere hundert Jahre vererbt. Aber nun scheint diese Tradition ein abruptes Ende zu nehmen. Einige von Hosokawa‘s Pferden begannen in diesem Frühjahr 2012 einfach zusammenzubrechen. Mehr als Vierzig sind mittlerweile gestorben. Erst hat sich die Farbe des Fells stark verändert, dann fiel das Fell aus. Der herbeieilende Tierarzt stellte fest, dass die Leber der Tiere begonnen hatte sich aufzulösen. Es ist ein apokalyptisches Bild: Die Beine der Pferde zittern, und eines der Tiere versucht aufzustehen, fällt aber immer wieder in sich zusammen. „Ich habe mein ganzes Leben mit ihnen verbracht und werde hier nicht weggehen, bevor alle tot sind “ erklärt Hosokawa. Er scheint niemals stillzusitzen und arbeitet jeden Tag wie besessen am Ausbau seines Hofes zu einer Reitschule für Kinder. Ich traf ihn meist auf einem Bagger sitzend, mit dem er die kontaminierte Erde abtrug, um dann auf dem Hof von außerhalb angeliefertes Erdreich zu verteilen.
Seine Tochter Miwa (27) hilft ihm, wo sie nur kann. Sie trainiert und pflegt die Pferde, und lässt sie beschlagen. Ihr junges Gesicht scheint nicht in diese düstere, neblige Welt des Geisterdorfes zu passen. Direkt nach dem Erdbeben war die Familie in einen der Übergangscontainer evakuiert worden. Als dem Vater jedoch einige Wochen später erlaubt wurde für einige Stunden auf den Hof zurückzukehren, um einige Habseligkeiten mitzunehmen, kehrte er nicht mehr in das Übergangswohnheim zurück. Er konnte es nicht ertragen, seine Pferde dem sicheren Tod zu überlassen. Er versorgte die komplett dehydrierten Tiere und versuchte, eine neue Bleibe für sie zu finden. Aber niemand wollte die Pferde aufnehmen, aus Angst vor einer vermeintlichen Übertragung der Radioaktivität. Von TEPCO und der Stadtregierung erhielt er die zynische Antwort, dass es keinen Beweis dafür gäbe, dass er die Tiere gezüchtet habe. Er solle ihnen besser den Gnadenschuss erteilen und aus der Region verschwinden.
Das Unglück hat die Familie auseinandergerissen. Die Mutter lebt mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik im 70 km entfernten Fukushima City. Sie konnte dem Druck und der Unsicherheit nicht länger standhalten. Miwa hat ein halbes Jahr nach der Katastrophe im Sommer 2011 ihren sicheren Bürojob bei der 7-Eleven Holdings & Co. gekündigt, um ihrem überforderten Vater zu helfen. Die Eltern wussten nichts von der Entscheidung ihrer Tochter, aber für Miwa war es ihre Pflicht, als einziges Kind die Nachfolge des Vaters anzutreten. Als ich sie frage, ob sie Kinder haben wolle, sagt sie: “Ja, sicher möchte ich Kinder haben, und ich weiß auch, dass es nicht gut für mich ist, hier zu sein. Aber die Pferde kommen nun einmal zuerst.“
Im Oktober 2016 hat Miwa ihren Freund in Minamisoma geheiratet. Sie planen den Hof schon bald zu übernehmen.
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KASUKI MATSUMOTO (23)
Ich lernte Kazuki Matsumoto im Januar 2012 in Minamisoma kennen, knapp ein Jahr nach der Katastrophe. Der im Gespräch still auf den Boden blickende Kazuki ist Sänger einer Band, der bei den Proben mit geschwollenen Halsschlagadern seine Wut und Verzweiflung herausbrüllt. Eine Woche nach unserem ersten Treffen gaben sie ihr letztes Konzert, bevor sich die Band aufgrund der Aussichtslosigkeit der Situation in Minamisoma auflöste.
Kazuki’s Familie kommt aus Odaka, dem Teil Minamisoma’s, der im Juli 2011 komplett evakuiert wurde. Kazuki hat alles verloren – sein zu Hause, seine Schule, seine Freunde und jedes Gefühl für eine Zukunft, die zuvor so unantastbar erschien.
Die Menschen hier haben sich entschieden, mit der unsichtbaren Gefahr der Radioaktivität zu leben, indem sie versuchen, sie zu ignorieren. Kazuki meidet seit dem Unglück größere Menschengruppen, weil er sich inmitten Anderer besonders verloren und einsam fühlt. „Wenn ich 30 bin, will ich verheiratet sein. Und mit 35 möchte ich ein oder zwei Kinder haben. Ein richtiger Papa werden, das ist, was ich mir wünsche. Aber verstehen Sie, wie schwer es geworden ist, diese Wünsche aufrecht zu erhalten – ohne verrückt vor Wut und Angst zu werden?
Bis zum Unglück ist Kazuki hier zur Schule gegangen. Doch Odaka liegt weniger als 20 Kilometer vom Reaktor in Fukushima Daiichi entfernt, und ist noch immer eine Geisterstadt, die auch sieben Jahre nach dem Unglück aussieht, als ob die Menschen gerade erst gegangen seien.
Am Bahnhof der Stadt filmte ich mehrere hundert festgebundene Fahrräder, die aufgereiht neben- einander darauf warten, abgeholt zu werden. Doch mittlerweile hat die Natur vieles erobert, und die Fahrräder sind durch Pflanzen miteinander verwachsen wie in einem Märchen.
Kazuki ist ein außergewöhnlicher junger Mann, tief verwurzelt mit seiner Heimat und Familie, der es als Einziger aus der Band nicht geschafft hat, die Stadt zu verlassen. Zum Abschluss der ersten Drehphase im Frühjahr 2012 filmte ich den Abschied von seiner Familie. Kazuki hatte einen Studienplatz in Tokyo gefunden und machte sich voll Zuversicht auf den Weg in ein Leben jenseits der radioaktiven Strahlung. Als ich jedoch im Sommer 2013 nach Minamisoma zurückkehrte, arbeitete er dort in einem Convenience Store. Er hat es nicht geschafft, für sich einen Platz in Tokyo zu finden. Zu groß scheinen die Verletzungen und das Trauma, dass die Katastrophe mit sich gebracht hat.
Das Jahr 2014 verbrachte Kazuki dann auf einer ökologisch bewirtschafteten Farm in Kanada, aber auch nach diesem weiteren Versuch auszubrechen kehrte er nach Minamisoma zurück.
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BANSHO MIURA (58)
Bansho Miura wirkte auf den ersten Blick wie der gute Geist des Sperrgebietes.
Der buddhistische Mönch und Vater von sechs Kindern folgte im März 2011 den Aufrufen aus dem Katastrophengebiet, Hilfe zu leisten, und gründete die NGO Heart Care Rescue in Minamisoma.
Dekontaminierungsarbeiten, die Versorgung der Menschen in abgeschotteten Gebieten und vor allem Öffentlichkeitsarbeit waren die Aufgaben der Organisation. Bansho hat nach seiner Ausbildung zum Mönch Umwelttechnik in Tokyo studiert. Mit Hilfe einiger wissenschaftlich– kompetenter Assistenten hat er herausgefunden, dass nach mehreren Explosionen in den Reaktoren des havarierten Kernkraftwerkes Fukushima Daiishi eine Wolke über Minamisoma hinweggezogen sein muss, die überall hoch radioaktive Partikel hinterlassen hat. Diese haben sich in den letzten Monaten in Pfützen und in Regenrinnen zu einem schwarzen, hochradioaktiven Staub gesammelt, den er in mühsamer Kleinarbeit zu beseitigen versuchte, bevor er aufgewirbelt und eingeatmet werden konnte. Es war eine Sisyphus-Aufgabe, der sich Bansho und seine Helfer stellten, wenn sie mit Gasmasken und Schutzanzügen den schwarzen Staub mit kleinen Fegern und Schippchen vom Asphalt entfernten, da der Regen schon bald neue Sammelbecken entstehen ließ. In mehreren Untersuchungen durch unabhängige Labors wurden in dem Material unter anderem Spuren von Plutonium nachgewiesen, das schon in geringen eingeatmeten Dosen tödlich sein kann.
Zudem fuhr er über zwei Jahre hinweg mit seinem Nissan Van durch die nahezu vollständig evakuierten Gebiete der Sperrzone um den kollabierten Reaktor, und leistete den dort verbliebenen Menschen seelischen Beistand und versorgte sie mit sauberem Trinkwasser.
Bansho folgt ein zweifelhafter Ruf unter den Menschen, die außerhalb der Sperrzone in Minamisoma leben. Sie wollen vergessen, und er macht sie immer wieder darauf aufmerksam, dass die Gefahren zwar unsichtbar, aber deshalb nicht weniger beängstigend sind.
Sein Auftreten, die Rebellion, und seine lagen Haare helfen auch nicht gerade dabei, bei den zumeist alten Menschen, die hier noch leben, auf Verständnis für seinen Kampf zu stoßen.
Bansho musste schwer für seine scheinbare Selbstlosigkeit bezahlen: Nach nur einem Jahr in der Sperrzone entwickelte sein Körper die ersten bösartigen Krebszellen. Auf mehrere Zusammenbrüche folgte dann ein langer Krankenhausaufenthalt, bei dem der Krebs an seiner Schilddrüse entfernt wurde. Danach kehrte er zu seiner Frau und seinen Kindern zurück, die er zwei Jahre lang nicht gesehen hatte.
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SHOUZON NODA (69) und SAKURA NODA (62)
Über 47 Generationen wurde die Tradition weitergeführt, dass ein Vertreter der Familie Noda spirituelles Oberhaupt des buddhistischen Shinshouji-Tempels war. In Haramachi, knapp außerhalb der gesperrten Zone, ist der Tempel ein Ort der Ruhe und des Friedens inmitten der Unsicherheit, die Minamisoma umgibt. Natürlich kann selbst ein starker Glauben nicht die Gefahr der Radioaktivität auslöschen, doch der Priester des Tempels, Shouzou Noda (69), und seine Frau Sakura (62) haben für sich den Entschluss gefasst, zu bleiben. Ohne Pathos, ohne kämpferische Bekundungen. Sie sehen es als ihre Pflicht an, den Tempel zu beschützen und etwas zu bewahren, das vielleicht mit ihrer Generation zu Ende geht. Shouzou bewahrt in einem Raum des Tempels die Gebeine von Tsunami-Toten auf, die hilflose Polizisten in den Wochen nach der Katastrophe zu ihm brachten. Die Identität der Toten ist selbst sieben Jahre nach dem Beben immer noch ungeklärt. Im vom Buddhismus geprägten Japan ist es jedoch zwingend notwendig, dass die Menschen nach einem traditionellen Ritus eingeäschert und im Familienkreis in einer Urne beigesetzt werden, bevor ihre Seelen Frieden finden können. „Mein größter Wunsch ist, dass der Tag kommt, an dem diese Gebeine verschwinden. Weil endlich klar ist, wer diese Menschen waren, und sie zu ihren Familien zurückkehren können. So lange bete ich für ihr Seelenheil und rede mit ihnen, so wie es wohl auch die Familien dieser Leute zu deren Lebzeiten getan haben.“
Seine Frau Sakura Noda (62) versucht ihn zu unterstützen, so gut sie es kann. Im Gegensatz zu Shouzou spricht sie jedoch offen über ihre persönlichen Ängste und Hoffnungen. Dass sie wahrscheinlich nicht geblieben wären, wenn es den Tempel nicht gegeben hätte. Dass das AKW- Unglück schlimmer ist als alles, was sie sich vorgestellt hat. Und dass wenigstens drei Dinge dem Paar Halt geben: Die Leidenschaft ihres Mannes für das Amateurfunken, ihre Liebe zum Garten, der auch dieses Jahr wieder blühen wird, und vor allen Dingen ihre Freunde, zu denen sie sehr enge Beziehungen pflegen, und die ebenfalls geblieben sind.
Der Tempel ist „dekontaminiert“ worden, und so scheint auf den ersten Blick alles eine positive Wendung zu nehmen. Doch bei genauerem Hinsehen täuscht diese Beobachtung. Zwar sind die Kinder der Nodas mit ihren Familien zurück in den Tempel gezogen, aber die Gefahr durch die radioaktive Strahlung ist genauso hoch wie zuvor. Die Häuser wurden lediglich mit Druckwasser abgespritzt und drum herum wurde nur die oberste Erdschicht abgetragen, was im besten Fall ein sicheres Gefühl vermittelt. Die Strahlung reduziert sich dadurch jedoch nur geringfügig. Und so gibt mir der Priester zu verstehen, dass er diese Entscheidung ganz allein seinen Kindern überlassen habe, und ich spüre deutlich, welch schwerer Konflikt in seinem Inneren tobt. Denn er weiß nur allzu gut, dass sein Körper wahrscheinlich keine Krebszellen aufgrund der Strahlung mehr entwickeln wird – aber seine kleinen Enkelkinder in akuter Gefahr sind.
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KENJI TATEIWA (42)
Kenji Tateiwa ist ein leitender Atomingenieur bei der Betreiberfirma Tokyo Electric Power Company (TEPCO). Er war für die Sicherheit des Reaktors von Fukushima Daiichi verantwortlich und gehörte zum Kreise der „first responder“, den ersten Technikern, die das Kernkraftwerk unmittelbar nach der Katastrophe betreten haben. Tateiwa kennt seitdem kein anderes Thema mehr. Obwohl er auch weiterhin fest von der Notwendigkeit der friedlichen Nutzung von Atomenergie überzeugt ist, scheint er die Zerstörung des Reaktors als persönliches Scheitern zu empfinden. Dementsprechend beschreibt er die Erlebnisse in der ersten Person Singular, so dass manchmal die Grenze zwischen dem, was er selber erlebt hat, und dem, was andere erlebt haben, zu verschwimmen beginnt. Kenji Tateiwa ist der erste und einzige hochrangige Mitarbeiter von TEPCO, der in einem Film auftritt. Der Konzern zwingt seine Mitarbeiter bis zum heutigen Tage zum absoluten Stillschweigen. Die einzigen Informationen, die die Öffentlichkeit bekommt, stammen aus den offiziellen Pressekonferenzen des Konzerns. Kenji lebte bis zur Katastrophe selbst mit seiner Frau und zwei Kindern in Naraha, 20 km südlich vom Kernkraftwerk Fukushima Daiichi.
Das erste Gespräch, das ich mit ihm führte, wirkt wie ein Geständnis oder ein Hilferuf; wie ein Versuch, dem System der Leugnung und Vertuschung zu entkommen, das seit nunmehr sieben Jahren von TEPCO betrieben wird. Im Verlaufe der Dreharbeiten wurde ich jedoch Zeuge einer ungeheuren Gratwanderung in seiner Haltung. Anfangs scheint er von Schuld überwältigt, später wandelt sich diese Schuld immer weiter in totale Leugnung der offensichtlichen Gefahren. Drei Monate nach dem Unglück zog er mit seiner Familie nach Washington, DC, wo er im TEPCO Außenbüro arbeitete. Heute ist Kenji Tateiwa auf neuer Mission, und maßgeblich an der Konstruktion neuer Atomkraftwerke in Großbritannien und der Türkei beteiligt. Der Betreiber dieser neuen Anlagen ist TEPCO, aber um öffentliche Kritik und Zweifel zu vermeiden, hat man ein Subunternehmen gegründet, dass nun Japan Atomic Power Company heißt.
FESTIVALS
International Festival for Documentary and Animated Film DOK Leipzig 2016 – Award: Goldene Taube als bester deutscher Film
Newburyport Documentary Filmfestival – Award: Best Feature Documentary 2017
International Vienna Film Festival –– Viennale
Globale Mittelhessen 2016
International Documentary Film Festival Helsinki – DocPoint
Ann Arbor International Film Festival
Festival Internacional de Cine en Guadalajara
Achtungberlin! New Berlin Film Award
IFF Boston
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CREW
Buch & Regie THORSTEN TRIMPOP
Montage STEFAN OLIVEIRA-PITA, DANIEL MOONEY
Musik BENEDIKT SCHIEFER
Sound Design BJÖRN WIESE
Dramaturgie CHRISTIANE BÜCHNER
Executive Producer TOSHIKO IWASAKI, JOCELYN GLATZER Produzent TOBIAS BÜCHNER
Weltvertrieb Elina Kewitz, New Docs
Länge 94 Min., HD, FSK 12
© 2016 eine Produktion der Büchner Filmproduktion GbR in Koproduktion mit Thorsten Trimpop
gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien BKM, Gerd Ruge Projektstipendium, DEFA Stiftung, LEF Foundation, Geneviève McMillan-Reba Stewart Foundation, Documentary Educational Resources
REGIE-KOMMENTAR von Thorsten Trimpop
Auf den ersten Blick erschien mir Minamisōma als Geisterstadt, bedeckt von Schnee, entvölkert und dystopisch. Die Verantwortlichen hatten die japanische Kleinstadt bereits in zwei Bereiche unterteilt: ein Stadtteil war komplett evakuiert worden, und im anderen galt nur eine Empfehlung, den Ort zu verlassen. Das war im Januar 2012, neun Monate nachdem ein gewaltiger Tsunami Japans Ostküste in Schutt und Asche gelegt und fast 20.000 Menschen getötet hatte. Kurz danach kam es in drei der fünf Reaktoren des Kernkraftwerks von Fukushima, Daiishi, zu einer kompletten Kernschmelze, die eine radioaktive Wolke landeinwärts sandte, die sich bis hierher verteilte.
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Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich drei Jugendliche mit Gitarren auf ihren Rücken auf. Die Gesichter versteckt hinter Atemschutzmasken liefen sie die leere Straße hinunter, in der kein Auto fuhr und alle Geschäfte verrammelt waren. Ich bat meinen Assistenten sie zu fragen, was sie
vorhatten, aber sie reagierten sehr schüchtern. Nach einer Weile sagte einer der Drei, dass sie auf dem Weg zur Probe ihrer Band seien und lud uns ein mitzukommen. Im Proberaum beobachtete ich dann mit großem Erstaunen die Verwandlung des schüchternen Kazuki, der später einer der Protagonisten meines Filmes werden sollte, wie er seine Urängste, seine Frustration und Wut herausschrie.
Es war während dieser ersten fünf-monatigen Reise, dass ich viele der Elemente zu sehen begann, die dann später ein Teil meines Films Furusato – Wunde Heimat werden würden. Japans lange Tradition von Katastrophen-Filmen schien auf unheimliche Weise Realität geworden zu sein. 200.000 Einheimische waren gezwungen vor der Radioaktivität zu fliehen und alles zurück zu lassen: ihre Häuser, ihre Haustiere, die Asche ihrer Ahnen und jeglichen Sinn für die Zukunft.
Der rasch fortschreitende Nachrichtenzyklus fand schon bald neue Geschichten und das Thema verschwand so plötzlich, wie es gekommen war, von den Bildschirmen. Ich aber fragte mich, was aus all diesen Menschen geworden war, die ihr zu Hause verloren hatten. Katastrophen- Geschichten sind Teil einer Unterhaltungsindustrie, die auf verschiedene Arten konsumiert werden. Um den ersten Jahrestag herum wurde die Region um Minamisōma noch einmal ein Magnet für Journalisten aus der ganzen Welt, die die dystopische Landschaft als Kulisse für ihre vorgefertigten Reportagen nutzten: Ground Zero Fukushima.
In dieser Zeit sah ich immer klarer meinen Film vor mir, ich wollte ein Gegenbild zur Oberflächlichkeit der Sensationssuche schaffen. Ein Film mit einem nachhaltig suchenden Blick, der mehr über die Menschen und ihre Beziehung zu dieser verwundeten Landschaft erzählt, die sie ihr zu Hause nennen – ein enormes Spannungsfeld, das ich schon damals wahrnahm, aber noch nicht wirklich begriff.
In den darauffolgenden Wochen traf ich immer mehr Menschen, die für sich entschieden hatten, auch weiterhin in den teilweise hochgradig verstrahlten Gebieten zu leben und nicht in der Lage waren, alles aufzugeben und sich als Flüchtlinge zu begreifen. Aber ich stellte mir immer wieder die Frage: Was treibt sie dazu, an diesen Orten zu bleiben? Was erhoffen sie sich hier noch?
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Im weiteren Verlauf meiner Dreharbeiten stellten sich zunächst direktere Fragen: wie sollte ich als Außenseiter eine Beziehung zu Menschen aufbauen, die gerade einen solch fundamentalen Schock erlebt hatten und einerseits sehr wütend waren, aber verständlicherweise auch sehr vorsichtig, was sie einem Fremden anvertrauen konnten? Wie kann man eine unsichtbare Gefahr wie Radioaktivität filmen? Wie gefährlich ist es für mich selbst, mich der Strahlung über so lange Zeiträume auszusetzen? Diese Fragen entwickelten sich dann bald zu universelleren Betrachtungen über die Art und Weise, wie wir Menschen ein zu Hause aufbauen und versuchen, unser Bedürfnis nach Sicherheit zu stillen, obwohl die Situation in diesem Fall extrem unsicher war. Vor allem dachte ich auch über den Preis nach, den diese Menschen nun für den Lebensstil im fernen Tokyo bezahlen mussten – dort, wo die in Fukushima produzierte Energie zu 100% hingeliefert wurde.
Im Laufe der nächsten Jahre kehrte ich immer wieder nach Minamisōma zurück, schlief auf dem Boden eines kleinen Schreins und versuchte, die Komplexität der Situation in Bilder zu fassen. Schutzanzüge und Atemmasken verschwanden fast vollständig und wurden durch eine trügerische Normalität ersetzt, die sich am besten in Situationen beschreiben lässt, wie die eines Samurais, der in Vorbereitung auf das heilige Reiterfest Soma Noma-oi in voller Keikō Rüstung auf einem Pferd an einem Friedhof vorbei reitet, der währenddessen von Dekontaminierungsarbeitern in Ganzkörperschutzanzügen gereinigt wird. Was im ersten Jahr der Dreharbeiten visuell nicht darstellbar schien, manifestierte sich nun immer mehr im monolithischen Anblick Hunderttausender schwarzer Plastiksäcke, in denen die radioaktiv verseuchte Erde gesammelt wird, die sich nun überall in der betörend grünen Landschaft aufstapelten.
Mein Außenseiterstatus verwandelte sich in einen unerwarteten Vorteil, weil die Menschen vor allem nach meiner Rückkehr Vertrauen zu mir aufgebaut und das Bedürfnis hatten, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich war ergriffen und oftmals sehr überrascht von den Geschichten und Erlebnissen, die sie mit mir zu teilen begannen: eine Tochter, die ihre Karriere in Tokyo und ihre Gesundheit aufs Spiel setzt, um ihrem überforderten Vater, einem Pferdezüchter, zur Hilfe zu eilen; die widersprüchlichen Motive eines glamourös wirkenden Aktivisten auf einer existenziellen Mission; die beängstigende Wandlung eines an der Eliteuniversität Stanford ausgebildeten Ingenieurs für Atomsicherheit, von Reue und Schuld in totale Verleugnung.
Furusato – Wunde Heimat ist der erste Film, den ich alleine gedreht habe, ohne Team, nur in Begleitung einer Übersetzerin. Ich ließ mich von meinem Instinkt leiten und bemühte mich, mit meiner Kamera die geduldig erworbene Vertrautheit in Bilder voller Anmut und Poesie zu übersetzen. Der Begriff Furusato ist in der japanischen Kultur fest verankert und Ausdruck der dramatischen Veränderungen, die aus Japans Modernisierung hervorgegangen sind. Er lässt sich mit „zu Hause“ oder „Heimatstadt“ nur unzureichend übersetzen; Furusato beschreibt nicht nur die Landschaft unserer Kindheit, die für immer verschlossen ist, sondern auch die letzte Landschaft, die wir sehen, bevor wir sterben.
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PARTNER
Der Kinostart wird von drei fachkundigen Partnern unterstützt:
.ausgestrahlt e.V.
.ausgestrahlt ist eine seit 2008 bundesweit tätige Anti-Atom-Organisation. Wir sind davon überzeugt, dass der Betrieb von Atomanlagen ein schwerwiegendes Unrecht ist, weil er Mensch und Umwelt schädigt. Unfälle wie in Fukushima und Tschernobyl können sich jederzeit wiederholen. Der strahlende Müll wird noch viele Generationen belasten.
Die Parteien reden vom „Atomausstieg“ – tatsächlich sollen in Deutschland noch mindestens bis zum Jahr 2022 Atomkraftwerke in Betrieb sein. Mit jedem Jahr werden die noch laufenden Reaktoren älter und damit auch störanfälliger. Zudem ist Deutschland noch auf Jahre zweitgrößter Atomstrom- und damit auch Atommüll-Produzent der EU. Bis heute ist kein einziges Gramm der strahlenden Altlasten sicher verwahrt.
Nur politischer Druck aus der Bevölkerung kann den echten Atomausstieg herbeiführen. Daher ermutigt und unterstützt .ausgestrahlt Atomkraftgegner*innen, aus ihrer Haltung öffentlichen Protest zu machen. Wir entwickeln Strategien, Aktionsideen, Argumente und Materialien und stellen sie allen Anti-Atom-Engagierten zur Verfügung. Wir initiieren und organisieren u. a. Unterschriftensammlungen, Aktionstage, Infoveranstaltungen und Großdemonstrationen, oft gemeinsam mit Initiativen vor Ort und anderen Umweltorganisationen – viele Gelegenheiten also, selbst aktiv zu werden.
EWS Schönau
Die EWS Elektrizitätswerke Schönau eG sind nach Tschernobyl aus einer Bürgerinitiative entstanden und konnten in einer spektakulären Aktion das örtliche Stromnetz von einem Atomkraftwerksbetreiber freikaufen. Heute setzen sie sich als Genossenschaft für eine ökologische, dezentrale und bürgereigene Energieversorgung ein und versorgen rund 180.000 Haushalte und Betriebe in ganz Deutschland mit 100% Erneuerbarem Strom, Biogas und Gas. Als einziger bundesweiter Ökostromanbieter betreiben die EWS Strom-, Gas- und Nahwärmenetze in Bürgerhand und garantieren, dass die Erzeuger unseres Stroms keine Beteiligungen von Atom- oder Kohlekraftwerksbetreibern oder deren Tochterunternehmen haben.
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Jeder Kunde der EWS kann durch die Zeichnung von Genossenschaftsanteilen auch stimmberechtigtes Mitglied werden. Derzeit ist die EWS Elektrizitätswerke Schönau eG mit über 5.500 Mitgliedern eine der größten Energiegenossenschaften Deutschlands.
Gemeinsam mit den Schönauer Energie-Initiativen und der Stadt Schönau vergeben die EWS auch den Ehrenpreis „Schönauer Stromrebellen“. Die Preisträger- und Preisträgerinnen des „Stromrebellen“ sind Menschen, die mit persönlichem Engagement Visionen umsetzen, Widerstände überwinden und sich mit ganzem Herzen für die Umwelt und eine nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen. Nach dem Super-GAU von Fukushima wurden drei Aktivisten der japanischen Anti-Atom-Bewegung geehrt: Ai Ootsuka (Mitglied der «Mütter von Fukushima»), Taro Yamamoto (Schauspieler und Parlamentsabgeordneter) und Yauemon Satoh (ein Sakebrauer, der nach dem Schönauer Vorbild ein bürgereigenes und ökologisches Energieversorgungsunternehmen aufbaut). Die Verbindung der EWS zur japanischen Anti- Atombewegung sind tief und vielfältig: Mit 25.000 Euro Startkapital unterstützte die EWS die Gründung des «Fukushima Renewable Future Fund», in dessen Beirat die EWS-Mitbegründerin Ursula Sladek ehrenamtlich tätig ist. 2016 besuchte der japanische Ex-Premierminister die EWS in Schönau, um sich über die Energiewende in Deutschland zu informieren.
Haleakala-Stiftung
Die Haleakala-Stiftung ist eine treuhänderische Stiftung in der GLS-Treuhand e.V. „Haleakala“ ist der Name eines Vulkans auf der hawaiianischen Insel Maui. Übersetzt bedeutet Haleakala so viel wie „das Haus der Sonne“. Der Name hat seinen Ursprung in einer Legende der hawaiianischen Ureinwohner, wonach der Halbgott Maui die Sonne vom Gipfel des Berges aus eingefangen hat, um deren Energie besser nutzen zu können.
Die Haleakala-Stiftung wurde 2008 von Dr. Paul Grunow und Frauke Eysell gegründet. Die GLS- Treuhand e.V. führt die Haleakala-Stiftung treuhänderisch. Die Stiftung fördert Menschen und Initiativen, die daran mitwirken, die Welt für Mensch und Natur zukunftsfähiger zu gestalten. Insbesondere gilt dies für die Umsetzung von Bildungsprojekten, die Achtung der Menschenrechte sowie den umweltfreundlichen Umbau unserer Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien.
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TEAM
Regie – Thorsten Trimpop
ist Filmemacher und lebt zurzeit in Chicago. Sein erster Film „Der irrationale Rest“ hatte Premiere auf der Berlinale und erhielt weltweit zahlreiche Auszeichnungen. Seine bisherigen Film- und Theaterarbeiten wurden u.a. auf dem Filmfestival Locarno, Rotterdam, Marseilles, Buenos Aires und vielen anderen gezeigt.
Trimpop unterrichtete Filmproduktion und Filmwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology in Harvard und an der Boston University. Von 2014-17 war er Stipendiat am MIT Open Documentary Lab. Aktuell ist er Dozent an der School of the Art Institute in Chicago.
Filmographie Thorsten Trimpop
· 2017/18
Nothing is Over
Collaborative Documentary Project
Grand-Scale episodic ethnography on the USA after Donald Trump’s election
· 2016
Furusato 古里 Documentary / 93 min. / HD
Festivals (selection)
59. International Leipzig Festival for Documentary and Animated Film (DOK Leipzig) 57. International Vienna Film Festival (Viennale)
15. International Documentary Film Festival Helsinki – DocPoint 2017
55. Ann Arbor Film Festival 2017
14. Canadian International Documentary Festival / Hot Docs 2017
20. Newburyport Documentary Film Festival
32. Festival Internacional de Cine en Guadalajara
13. New Berlin Film Award
19. International Film Festival
15. Independent Film Festival Boston
Rio de Janeiro
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Awards
Winner Competition Long Documentary 59th DOK Leipzig | Golden Dove
Best Feature Film Competition at the 10th Newburyport Documentary Film Festival
· 2008
24h Berlin-a day in the life
episode direction documentary, 1440 min. broadcast in Germany, Canada, Finland
· 2006
The Irrational Remains
Documentary / 95 min. / 35 mm
Awards
51. International Film Festival Berlin 06, International Forum of New Cinema
Prize of the International Federation of Film Societies
10. International Film Festival Ourense Calpurnia Prize for Best Documentary
Festivals (selection)
51. International Film Festival Berlin, International Forum of New Cinema 45. Vienna International Film Festival
20. International Documentary Film Festival München
16. International Documentary Film Festival Marseilles
7. Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente
19. International Film Festival Amsterdam
11. International Film Festival Pusan
12. International Film Festival Calcutta
46. International Film Festival Taipei
Official Screenings Goethe Institute / German Films
Athens, Accra, Abidjan, Bangkok, Barcelona, Beirut, Bogotá, Beijing, Budapest, Bukarest, Brussels, Buenos Aires, Caracas, Casablanca, Colombo, Glasgow, Hanoi, Hong Kong, Istanbul, Cairo, Calcutta, Kabul, Istanbul, Jakarta, Johannesburg, Kabul, Krakow, La Paz, Lille, Lima, Lisbon, London, Los Angeles, London, Madrid, Melbourne, Mexico City, Montréal, Moscow, New York City, Paris, Rabat, Rio de Janeiro, Rome, Boston, San Francisco, Santiago de Chile, Sao Paulo, Stockholm, Tashkent, Taipei, Tel Aviv, Tehran, Tbilisi, Tokyo, Toronto, Seattle, Sydney, Shanghai, Seoul, St. Petersburg, New-Delhi, Nairobi, Prague, Vilnius, Warsaw, Washington D.C., Wellington
· 2002 – 2003
The Last Day
Short Fiction / super16 / 15.02 min
Awards
1st Prize, International Film Festival Miskolc, Hungary 2004
2nd Prize, International Film Festival of Film Schools, Buenos Aires 2004
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· 2001
Swimming Underground
Documentary / DigiBeta / 20.12 min
Festivals (selection)
55. International Film Festival Locarno
51. International Film Festival Mannheim–Heidelberg 24. Clermont-Ferrand International Short Film Festival 31. International Film Festival Rotterdam
Produktion – die Büchner Filmproduktion GbR wurde 1995 von den Geschwistern Christiane Büchner und Tobias Büchner gegründet mit dem Ziel, gemeinsame Projekte zu realisieren.
1996 wurde der Spielfilm „Aus der Praxis, für die Praxis“ als erste gemeinsame Produktion auf dem Internationalen Forum des jungen Films in Berlin uraufgeführt. Bis heute sind in dieser Zusammenarbeit mehrere Projekte entstanden aus den Bereichen Film, Fernsehen und Neue Medien.
Im Jahr 2002 entstand der Dokumentarfilm „Das Haus der Regierung“ als erste Koproduktion gemeinsam mit dem WDR (Redaktion: Werner Dütsch). Der Film wurde in Deutschland bislang sechs Mal ausgestrahlt (3sat, WDR, RBB, MDR,) vom russischen Sender TV Cultura Moskau lizenziert und vom Museum of Modern Art in New York angekauft. 2008 ist der Kinodokumentarfilm “pereSTROIKA – umBAU einer Wohnung” in Koproduktion mit WDR und MDR, gefördert von der Filmstiftung NRW, BKM und dem Gerd Ruge Projektstipendium fertig gestellt worden. Der Film lief bislang weltweit auf 15 Festivals, darunter Visions du Réel in Nyon und Hotdocs in Toronto, und gewann den Preis für den besten Filmschnitt bei film+ in Köln.
Mit dem Dokumentarfilm “Five Ways to Dario” von Dario Aguirre hat die Firma erstmalig einen Film mit einem außenstehenden Regisseur produziert. Zurzeit entsteht mit Fördermitteln von MEDIA, der Film- und Medienstiftung NRW, dem BKM, dem DFFF und in Koproduktion mit MDR/ARTE der Dokumentarfilm „Family Business“. Christiane und Tobias Büchner arbeiten beide kontinuierlich auch in anderen Zusammenhängen und bringen ihre wachsende Erfahrung in die gemeinsamen Projekte mit ein.
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Verleih – imFilm Agentur + Verleih wurde 2004 von Inka Milke in Hamburg gegründet, und ist seitdem in zwei Bereichen aktiv:
Der Agentur-Bereich übernimmt die Vermarktung von Filmen, d.h. die Pressearbeit, das Zielgruppen-Marketing, Kooperations-Marketing und die Vermittlung von Auswertungspartnern. Zudem werden Konzeption und Durchführung von Kino-Events angeboten.
Als Verleih hat sich imFilm auf die Herausbringung von relevanten Filmen und alternativem Content spezialisiert. Egal ob Dokumentar- oder Spielfilm – uns ist wichtig, dass das Thema uns berührt und Relevanz hat. Ein weiteres festes Standbein ist der Verleih von alternativem Content – speziell die Reisefilm-Reihe Golden Globe ist seit 2007 mit jährlich ca. 10 neuen Titeln fester Bestandteil des Verleihprogramms.