Was wird aus den 152 Castoren in Jülich?

Was wird aus den 152 Castoren in Jülich? Atomkraftgegner fragen das Bundesamt für Strahlenschutz

Ahaus/Jülich, 27.11.2015. Tausende radioaktive Brennelementekugeln aus einem längst stillgelegten Versuchskraftwerk lagern in Jülich. Es ist immer noch offen, wohin sie gebracht werden sollen: ins Ahauser Zwischenlager, in die USA oder in ein neues Jülicher Zwischenlager.

Mit großer Sorge betrachten die Anti-Atom-Initiativen des überregionalen Bündnisses gegen Castorexporte und des Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen das Jülicher Atommüll-Debakel. Marita Boslar vom Bündnis gegen Castorexporte: „Der Transport der Jülicher Castoren ins Ahauser Zwischenlager wird immer wahrscheinlicher! – Nach unserem Kenntnisstand wird beim Bundesamt für Strahlenschutz nur der Antrag zur Einlagerung der 152 Castoren in das Ahauser Zwischenlager bearbeitet.“

Neue Verantwortlichkeiten – Fragen an BfS sollen Licht ins Dunkel bringen
Seit einigen Monaten ist das Forschungszentrum Jülich (FZJ) nicht mehr für den Atommüll zuständig. Ein neue Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN) wurde gegründet. Sie ist für den Rückbau des AVR und für den weiteren Umgang mit den rund 300 000 Brennelementen, die in 152 Castorbehältern lagern, verantwortlich. „Um da Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nun einen ganz konkreten Fragenkatalog zugesandt“, sagt Peter Bastian. Die Anti-Atomkraft-Initiativen wollen genau wissen, welche Optionen die JEN mit dem Bundesamt für Strahlenschutz diskutiert haben und zu welcher Option Anträge gestellt wurden. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass das Forschungszentrum die damals geforderten Untersuchungen zur Erdbebensicherheit am Standort Jülich nie eingereicht hat und das Verfahren zur weiteren Lagerung des Atommülls in Jülich gar nicht mehr bearbeitet wird“, zeigt sich Peter Bastian enttäuscht. „Auch dazu haben wir dem Bundesamt konkrete Fragen gestellt.“

Starten Castortransporte bereits 2016? Protest zum Jahresabschluss in Ahaus
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat angekündigt, das Genehmigungsverfahren für die Einlagerung der 152 AVR-Castoren in Ahaus zum Jahreswechsel abzuschließen. Deswegen haben die Initiativen um eine zügige Beantwortung gebeten. Marlies Schmidt macht ihrem Ärger Luft: „Es ist zu vermuten, dass – wie so oft – die Feiertage missbraucht werden, um eine unliebsame Entscheidung zu verkünden.“ Sie fügt entschlossen hinzu: „Wir lassen uns nicht hinters Licht führen und werden uns weiterhin für den Neubau in Jülich und gegen die Castortransporte einsetzen.“

Zum Jahresabschluss laden die Atomkraftgegner zum weihnachtlichen Sonntagsspaziergang am 20. Dezember um 14 Uhr vor dem Ahauser Zwischenlager ein!

Atomkraftgegner fordern neues Zwischenlager in Jülich
„Das Castor-Debakel verdeutlicht, dass das Forschungszentrum Jülich sich nie ernsthaft um seinen Atommüll gekümmert hat“, betont Siegfried Faust. Für die Atomkraftgegner gibt es nur eine Lösung: In Jülich ein neues, sicheres Zwischenlager beim Forschungszentrum zu bauen. Denn nur dort können die Castoren geöffnet und die stark porösen und brennbaren Kugeln endlagergerecht verpackt werden. Dies ist im Ahauser Zwischenlager nicht möglich. Für eine spätere Reparatur müssten die Castoren von Ahaus wieder nach Jülich zurück, weil es dort keine sogenannte „Heiße Zelle“ gibt. Siegfried Faust: „180 Kilometer quer durch NRW nach Ahaus, das ist gefährlich und unverantwortlich. Die Kosten und die Risiken tragen die Menschen in NRW. Bei Zwischenfällen betroffen wären Menschen, die entlang der Strecke wohnen, aber auch Polizisten, die Transporte sichern müssen.“